Auwaldzecke – Die unterschätzte Gefahr

Alles fing mit dem Wort Auwaldzecke an. Ja, alles nur wegen einer kleinen Auwaldzecke die sich an meinem Körper festgesaugt hat. Ich werde euch meine Geschichte mit dieser ernsthaften Erkrankung erzählen und hoffe ihr werdet nicht selbst damit infiziert. Es kann so schnell gehen.

Auwaldzecke auf einem Blatt
Auwaldzecke

Der Anfang allem Übel mit der Auwaldzecke

Am Freitagmorgen, nach der Gassirunde mit meinem Zweibeiner, bemerken sie meine Bauchkrämpfe und die tun so weh. Mein Frühstück schmeckt mir nicht, also sagt mein Frauchen, dass ein Tierarztbesuch unumgänglich ist. Ich mag keine Tierärzte. Die Praxis öffnet erst in zwei Stunden. Abwarten. Dann ist mein zweites Übel an der Reihe, das Autofahren. Ich mag das auch nicht. Beim Doktor angekommen geht es gleich in den Wartebereich. Nach circa einer halben Ewigkeit (Stunde) geht es endlich weiter.

Die Anamnese. Ich habe Fieber, Bauchkrämpfe und keinen Appetit. Die Ärztin schiebt ein Thermometer in meinen Allerwertesten, ihr könnt mir bestimmt nachfühlen, dass das nicht angenehm ist. 39,7 Grad Celsius. Das ist schon ganz ordentlich. Meine Lunge hört sie ab, die ist normal. Meine Magen- und Darmgeräusche sind wie so oft sehr grummelig. Ich bekomme Antibiotika, ein fiebersenkendes und ein appetitförderndes Mittel gespritzt.

Die Leckerchen der Ärztin schmecken mir wieder. Zum Abend soll ich dann Schonkost bekommen. Die Ärztin vermutet eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Ein Schmerzmittel in Tropfenform bekomme ich mit, das kann ich bei Bedarf erhalten. Aber wenn es nicht besser wird, erfolgt am Montag eine Blutabnahme. Abends konnte ich wieder etwas fressen und es geht mir etwas besser. Allerdings hat Frauchen eins vergessen beim Tierarzt zu erwähnen – die Auwaldzecke.

Wenn du denkst es wird besser

Samstagmorgen beim Gassigehen macht mein Frauchen beim Anblick meines Häufchens ein komisches Gesicht. Er ist zum Schluss orange, aber frühstücken möchte ich wieder nicht. Die Temperatur ist immer noch bei 39 Grad. Bauchkrämpfe habe ich keine, aber er ist noch sehr angespannt. Da wir jetzt in einer kleinen Stadt wohnen, hat leider kaum ein Tierarzt samstags auf. Einen haben wir dann doch noch gefunden. Wieder auf zum Nächsten. Wieder gibt es Antibiotika und etwas Fiebersenkendes. Der Tierarzt gibt mir etwas Trockenfutter, was ich genüsslich verspeise und er meint, den Rest werde ich zu Hause auffressen. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Ihm hat mein Frauchen etwas von dem Übel erzählt – die Auwaldzecke. Das Trockenfutter am Morgen ist leider, neben ein paar Leckerchen, das Einzige was ich am Samstag zu mir genommen habe. Mein Frauchen macht sich zunehmend Sorgen um mich. Die letzte Nacht konnte ich schon kaum schlafen und diese Nacht find ich auch keine Ruhe. Gegen ein Uhr gehen wir zum Pullern raus, da bemerkt Frauchen, dass der Urin orange ist und ich mit dem Hinterbeinen etwas strauchel. Sie schaut mir in die Augen und diese zucken von links nach rechts und zurück. Tiernotdienst.

Und es kommt noch schlimmer

So gegen 3:15 Uhr werde ich ins Auto gesetzt und die Fahrt dauert leider länger als erwartet. Sie suchen nach der Praxis, die Notdienst hat und endlich angekommen musste ich wieder auf diesen blöden Tisch. Mein Frauchen schildert alles was vorgefallen ist und erwähnt auch das Übel – die Auwaldzecke. Die Ärztin macht ein Blutbild und eine Blutchemie um eine Pankreatitis auszuschließen. Ich bekomme einen Tropf und muss in einen anderen Raum auf die Decke und an die Leine. Ich darf nicht loslaufen und den Tropf umzureißen, aber mir ist gar nicht nach aufstehen.

Die Laboruntersuchungen sind im Gang und ich liege da und warte. Als die ersten Ergebnisse da sind, war die Ärztin mehr als geschockt und hat gleich noch einen Bluttest gemacht. Sie kommt zu uns in den Raum und holt aus meinem anderen Beinchen auch noch Blut. Meine weißen Blutkörperchen sind unter 2,0 gesunken und demzufolge habe ich gar keine Immunabwehr mehr. Die neue Blutprobe gibt keine andere Aussage, also sie spritzt Heparin. Die Blutchemie ergibt für sie, dass ich keine großen Probleme mit meiner Bauchspeicheldrüse habe.

Die Doktorin untersucht das Blut jetzt mikroskopisch, da mein Frauchen sagt, dass wir zumeist Auwaldzecken haben, nach Babesien. Sie macht mehrere Abstriche und schaute sehr genau und findet die Übeltäter. So konnte sie guten Gewissens mir das Mittel gegen die Babesiose geben. Um sicher zu sein das es die richtige Diagnose ist, schickte sie mein Blut noch in ein Fremdlabor. Dort lässt ein Zeckenprofil machen um andere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, auszuschliessen. Ein Ultraschall wird später am Tag geschehen, um eventuelle Organschäden abzuklären und nach Blutungen zu schauen. Mein Zweibeiner macht sich immer mehr Sorgen. Sie spricht in einem anderen Raum mit dem Doc und dann, dann ist sie weg.

Auwaldzecke - Kira und der Decke

Ich bin allein hier und es ist so dunkel. Irgendwann kommt eine andere Dame und rasiert meinen Bauch, ah wie das kitzelt. Sie macht den Ultraschall. Die einzigen Sachen die ihr aufgefallen sind, dass meine Milz größer ist als üblig und die Galle eine verdickte Wand hat. Beides kann mit der akuten Situation zusammenhängen, aber ansonsten ist da nichts, was da nicht hingehört. Ich muss über Nacht dableiben und weiter Infusion bekommen. Aber ich fühle mich schon besser und was zu Futtern gibt es auch. Der Tag und die Nacht sind sehr langweilig, aber so kann ich meinen Schlaf der letzten Tage nachholen.

Endlich scheint die Sonne wieder

Es ist Montagfrüh und mein Frauchen ruft in der Praxis an. Sie sitzt aufglühenden Kohlen und möchte wissen wie es mir geht. Es geht mir sehr viel besser. Die Ärztin will später noch einmal anrufen. In der Mittagstunde teilt sie meinem Frauchen mit, dass sie mich abholen kann. Ja, endlich ich darf nach Hause. Sie macht noch einmal eine Blutprobe und da kam schon Frauchen. Oh wie ich mich freue. Ich muss dringend zum Pullern raus. Wieder warten, bis ich dieses komische Ding am Bein loswerde.

Die Ärztin bittet uns ins Sprechzimmer und bespricht mit Frauchen mein neues Blutbild. Die weißen Blutkörperchen sind wieder normal. Dafür aber die Roten etwas niedriger als sonst. Der Hämatokrit ist auch etwas gefallen. Die Blutplättchen sind noch immer nicht so wie sie seinen sollten. Demnach gab es noch einmal Heparin damit wieder alles in Gang kommt. Es gibt einen neuen Termin in zwei Wochen für die nächste Spritze gegen diese Babesien.

14 Tage nach dem Übel mit der Auwaldzecke

Das Wochenende habe ich wieder mit Bauchweh zu kämpfen, da mein Magen- und Darmtrakt durcheinandergeraten sind. Frauchen spricht es beim heutigen Termin an und mit natürlichen Mitteln ist es gut in Griff zu kriegen. Schon wieder muss ich Blut lassen, aber die Ärztin ist beruhigt, die Werte haben sich gut eingependelt. Neue Blutplättchen haben sich gebildet und die weißen Blutkörperchen sind wieder im Normalbereich. Es gibt noch die zweite Spritze gegen die Babesien und auch die Impfung. Da diese Praxis einen anderen Impfstoff benutzt, als in der ich sonst bin. Zur Not gibt es ein paar Tabletten mit, weil ich die letzten Impfungen gar nicht gut vertragen habe. Mein Körper reagiert mit Zittern, Hecheln und Frauchen muss mir Beistand leisten.

Ich habe immer das Zeckenhalsband Seresto um, da dies sonst zuverlässig ist. Aber es ist bestimmt schon zu lang an meinem Hals, so konnte die Zecke es schaffen mich zu beißen. Mein Frauchen weiß, wie so viele Menschen nicht, dass Zecken schon ab 0 – 5 Grad Celsius draußen herumlaufen. Es gibt demnach kaum noch eine zeckenfreie Zeit.

Liebe Herrchen und Frauchen denkt bitte immer daran, nur mit ausreichenden Zeckenschutz rauszugehen. Wenn es doch passiert, dürfen eure Zweibeiner nie vergessen einen Zeckenbiss bei Tierarzt zu erwähnen. Meine Erkrankung kam noch rechtzeitig ans Tageslicht, aber es gibt genügend Fälle, die leider ein anderes Ende hatten. Diese Zeckenkrankheiten nehmen in Deutschland immer mehr zu, allein in dieser Praxis waren drei Babesiosefälle in einer Woche.

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